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Wie und warum arbeitet Rubikon News

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Rubikon News ist aktuell besonders aktiv, wenn es um das Verbreiten von Fake-News, Falschinformationen und Verschwörungstheorien um die grassierende Covid-19-Pandemie geht. Als einer der wichtigsten Parteien, die an der Verbreitung von Falsch- und Fehlinformationen in westlichen Staaten interessiert sind, gilt der russische Staat. Bereits Anfang April warnte der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) vor der gefährlichen Einflussnahme russischer Agenturen, die Desinformation zum Zwecke der Destabilisierung in westlichen Demokratien nutzten.

An vorderster Front stehen dabei die Staatsmedien Russia Today und Sputnik, die auch über entsprechende, deutschsprachige Ableger verfügen. Daneben ist auffällig, dass viele der sich selbst als „alternative Medien“ bezeichnenden Angebote, wie KenFM und Kla TV ebenfalls die gleichen Fakemeldungen verbreiten. Insbesondere Rubikon steht im Verdacht, diese Art von Propaganda in der Rolle als Putins fünfte Kolonne mehr als nur zufällig zu spielen. Die engen Beziehungen, die man zu RT Deutsch pflegt, sind sicher mit einer entsprechenden Agenda verbunden. Das wird nur allzu deutlich, wenn man sich die aktuelle Ergänzung unseres Wiki-Artikels zu Rubikon ansieht. Auf Hinweis eines Foren-Nutzers sind wir einer Sache nachgegangen, die Rubikon eindeutig als Propagandakanal des Kremls ausweist. Worum geht es?

Am 8. Mai 2020 veröffentlichte Rubikon einen Artikel mit dem Titel „Nie mehr Schlachtfeld sein!“*; über dessen angeblichen Verfasser Adam Kamiński heißt es, er habe in Warschau Rechts- und Verwaltungswissenschaften studiert und blicke auf 20 Jahre Erfahrung im Journalismus zurück. Derzeit betreibe Kamiński die polnische Website Niezależny Dziennik Polityczny (dziennik-polityczny.com). Der Artikel behauptet, einen angeblichen Aufruf des polnischen Brigadegenerals Ryszard Parafianowicz an seine Soldaten im „Originaltext“ wiederzugeben. Der genannte Brigadegeneral ist Leiter einer polnischen Militärakademie. Er geht in dem Aufruf davon aus, die amerikanischen Truppen würden Polen nicht nur als Übungsplatz benutzen, sondern „vielmehr als Schlachtfeld“ wahrnehmen; die polnische Regierung demonstriere gegenüber den Vereinigten Staaten Unterwürfigkeit. Zu Beginn des Artikel bei Rubikon schreibt der vermeintliche Verfasser Kamiński:

Polen steht nun, nach Jahre langer [sic] grausamer Besatzung durch die Deutschen, ,freiwillig‘ unter dem Einfluss der USA. Dagegen erhebt sich im Land Widerstand.

Bei dem angeblichen Originaltext des Generals Ryszard Parafianowicz handelt es sich jedoch um eine Fälschung, die russische Hacker auf die Website einer polnischen Militärakademie hochgeladen hatten. Der vorgebliche Autor des Artikels, Adam Kamiński, hat nie existiert; Niezależny Dziennik Polityczny ist als Fake-News-Website bekannte, der Name Kamiński taucht im Impressum auf und wurde frei erfunden. Damit die Fälschung auch das Ausland erreicht, wurde zwei Stunden nach dem Start der Verbreitung über Facebook ein englischsprachiger Hinweis auf der Website TheDuran veröffentlicht, einer englischsprachigen Verschwörungstheoretikerseite aus Zypern (DRN Media PLC). Die bekannte Seite TheRussophile folgte kurz danach.

Die investigative Plattform Vsquare befasste sich näher mit der Webseite Niezależny Dziennik Polityczny des Trolls Adam Kamiński und der raffiniert eingefädelten Verbreitungstaktik. Die Vsquare-Autoren sehen eine Verbindung zu russischen Geheimdiensten. Bezeichnenderweise wurde ein Interview mit oko.press von Kamiński abgelehnt, ebenso ein Skype-Telefonat. Adam Kamińskis Profilfoto bei Twitter stimmt exakt mit dem Bild eines litauischen Orthopäden, Andrius Zhukauskas, überein. Ähnliches gilt für Wojciech Brozek, dessen Name bei Niezależny Dziennik Polityczny genannt wird, und dessen Bild mit dem von Todd Graber aus New York City übereinstimmt. Die Texte bei Niezależny Dziennik Polityczny werden laut Vsquare zumeist fremden Quellen entnommen, ohne dass die Namen der Autoren veröffentlicht werden.

Links dziennik-polityczny von Adam Kamiński, rechts der Orthopäde Andrius Zhukauskas. Fällt Ihnen da etwas auf?

Rubikon fügte dem eigenen Artikel einen kurzen Kommentar an:

Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst auf dieser Website, lässt sich jetzt aber nicht mehr aufrufen. Er wurde von Ullrich Mies übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.

Die Autoren bei Psiram fanden die polnischen Webseiten, die über den Fake berichten, innerhalb von rund 30 Sekunden. Benutzt wurde dazu die bekannte Suchmaschine Google mit dem Suchstring „Ryszard Parafianowicz“ fake. Es ist ein Rätsel, warum es dem Autor Kamiński, dem Übersetzer Ullrich Mies (der unter einem Pseudonym beim russischen Staatssender Sputnik schreibt) und der Redaktion nicht gelang, innerhalb von mehr als 14 Tagen die völlig unglaubwürdige Geschichte als Fake zu erkennen. Ullrich Mies hatte im Februar 2020 bereits einen anderen Artikel von Kamiński („Gefährliche Freundschaft“) übersetzt. Die Profilbilder lassen sich hervoragend mit der russischen Suchmaschine Yandex verfolgen. Yandex verfügt über eine spezielle Bildersuche (https://yandex.com/images), die es möglich macht, auch Teile von Bildern oder leicht modifizierte Bilder mit eigener „Open Source Intelligence“ (OSINT) innerhalb von wenigen Sekunden aufzufinden.

Es ist zu vermuten, dass man die Nachricht in vollem Bewusstsein, dass es sich um eine Fälschung handelt, verbreitet. Somit macht man sich an Desinformation und folglich versuchter Destabilisierung demokratischer Strukturen mit schuldig. Nichts anderes ist der Sinn solcher Falschinformationen. Dass so etwas mehr als ein Dummejungenstreich ist, sollte jedem klar sein. Mehr als ironisch in dem Zusammenhang ist auch das Eigenverständnis der „alternativen Medien“: man fühle sich der Aufklärung und dem Frieden verpflichtet. Und wenn Cheffaker Jens Wernicke fragt, ob die Medien lügen, dann ist das als rhetorische Frage zu verstehen. Mit seinem „Projekt“, das zumindest er  den Medien zurechnen dürfte, hat er selbst den Beweis erbracht, dass sie es tun.

Jens Wernicke und Daniele Ganser „stellen nur Fragen“. Wir stellen nur fest.


Hinweis: Der Einfachheit halber sind hier die Quellennachweise weggelassen. Die Belege für alle Aussagen lassen sich im viel ausführlicheren Originaltext unseres Artikels finden, der noch in Bearbeitung ist.

* Der Artikel wurde inzwischen bei Rubikon ohne Begründung gelöscht. Er ist aber weiterhin im Web lesbar: www.rubikon.news/artikel/nie-mehr-schlachtfeld-sein


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